Nachhilfe


Am 27. Januar berichtete das Hamburg Journal über die Suche einer Rollstuhlnutzerin nach einer Frauenarztpraxis. Gleichzeitig wurde auf unsere Befragung hingewiesen und unsere Erfahrung, dass zu viele Frauen mit Behinderung überhaupt keine gynäkologische Versorgung haben.

Im Film besuchte die Frau eine gynäkologische Praxis und das war ein so typisches Beispiel. Automatischer Türöffner war da, funktionierte aber nicht. In der Praxis hätte sie sich nicht in der dafür vorgesehenen Kabine Aus- und Anziehen können: Zu eng. Auf den gynäkologischen Stuhl wäre sie nicht gekommen: zu hoch, keine Armlehnen, kein Halt für die Beine. Der Arzt war ganz erstaunt! Er wusste nicht, welche Bedarfe eine Patientin im Rollstuhl hat. Es müsste einen Leitfaden geben, sagte er dem NDR. Ja, genau! Rief ich zum Fernseher, wissen wir, haben wir, will aber die Kassenärztliche Vereinigung nicht. Die KV hat unsere Arbeit für mehr Transparenz über die konkreten Bedingungen in Arztpraxen herabgesetzt mit der Aussage, wir würden nur messen statt beraten und sie seien froh, dass das Vorhaben beendet ist. Ja, es ist gescheitert, weil wir weder in der Ärzteschaft noch bei der KV Gehör fanden. Es gäbe keine Probleme mit der Arztsuche. Alle Daten seien doch verfügbar bei der KV. Das stimmt eben nicht und der Beitrag im NDR hat in 2,5 Minuten gezeigt, dass es an Wissen und Problembewusstsein fehlt.

Mir fehlt es mittlerweile an Worten für die zutage getretene Haltung und für den unhaltbaren und doch hingenommenen Zustand, dass Frauen mit Behinderung nicht einmal eine Krebsfrüherkennung in der Gynäkologie bekommen, wenn sie nicht auf den Stuhl klettern können. Hamburg, Anfang 2024.

Kerstin Hagemann

Hier der Link zum Beitrag im Hamburg Journal

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Veröffentlicht am 28. Januar 2024 von Redaktion
Kategorien: Allgemein


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