Keine Beschwerden über fehlende Informationen zur Barrierefreiheit?


Am 23. März berichtete der NDR im Hamburg Journal über das Aus unserer WebApp. Die Kassenärztliche Vereinigung nahm schriftlich Stellung und behauptete, das Projekt nach Kräften unterstützt zu haben.

Das wäre möglich gewesen, wenn ein Interesse an der Bestandsaufnahme zu den Bedingungen der Barrierefreiheit in Arztpraxen da gewesen wäre. War es aber nicht, wie dieses Statement in dem Fernsehbeitrag zeigt:

Vergrößerung eines Laptop-Bildschirms, darauf ein eingeblendeter Text: Da uns keinerlei Beschwerden hinsichtlich der Suche nach barrierefreien Praxen in Hamburg erreichen, gehen wir davon aus, dass diese Informationen hilfreich und ausreichend sind. Kassenärztliche Vereinigung Hamburg

„Da uns keinerlei Beschwerden hinsichtlich der Suche nach barrierefreien Praxen in Hamburg erreichen, gehen wir davon aus, dass diese Informationen ausreichend und hilfreich sind.“ Kassenärztliche Vereinigung Hamburg

Das ist eine zynische Bemerkung, die auch unsere Arbeit herabsetzt. Die Probleme waren ja gerade der Anlass für uns, eine zuverlässige Suche mit genauen Angaben zu den Gegebenheiten zu entwickeln. Was soll eine Rollstuhlfahrerin mit der Information in der Arztsuche der Kassenärztlichen Vereinigung anfangen, dass ein „bedingt rollstuhlgeeignetes WC“ vorhanden sein soll? Welche Bedingung ist wohl gemeint? Die Tür ist nicht zu schließen, aber ein Haltegriff ist da? Händewaschen ist möglich, aber das WC nicht erreichbar?

Es ist doch leicht nachzuvollziehen, dass Kriterien, in denen mehrere Informationen zusammengefasst sind, eben nicht „ausreichend und hilfreich“ sind. Was fehlt in diesem Beispiel? Mindestens Angaben zur Türbreite, der Bewegungsfläche vor, links und rechts neben dem WC und die Information, ob (klappbare) Haltegriffe vorhanden sind.

PlanB.hamburg war ein Instrument, mit dem die genauen Daten erfasst und veröffentlicht werden konnten. Es hätte ein Vorzeigemodell sein können, auch und gerade für die Kassenärztliche Vereinigung. Stattdessen: den Wert des Projekts herabsetzen und behaupten, es lägen keine Beschwerden vor und darum sei doch alles in Butter!

Das ist die Haltung der Institution, die für die ambulante Versorgung aller Hamburger*innen verantwortlich ist. Verantwortlich auch für die Versorgung derjenigen, die mit einer Behinderung leben und große Mühe haben, passende Praxen zu finden.

„Bedingt barrierefreies WC“, bevor ich mich als Rollstuhlfahrerin in eine Praxis traue, die das angibt, muss ich dort anrufen. Viele Praxen sind telefonisch nicht mehr zu erreichen, aber selbst wenn: Die Informationen, wie breit die Tür ist und wieviel Platz neben dem WC ist, kann spontan sicher nicht beantwortet werden.

Sinnvoller ist dann ein Anruf in der Kassenärztlichen Vereinigung. Vielleicht liegen dort Informationen vor? Falls nicht: Beschweren! Wenden Sie sich gern an uns. Wir sammeln diese Anfragen und werden die Probleme an die Kassenärztliche Vereinigung weiterleiten.

 

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Veröffentlicht am 15. Juni 2023 von Redaktion
Kategorien: Allgemein


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