Zum Auftakt eine Pressekonferenz am 3. März


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PRESSEMITTEILUNG
Hamburg, 3. März 2016

Neues Projekt erstellt erste Übersicht über Barrierefreiheit in Hamburger Arztpraxen

Patienten-Initiative e.V. und Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfegruppen (KISS Hamburg) erfassen erstmalig die unterschiedlichen Aspekte von Barrierefreiheit in ausgewählten Hamburger Arztpraxen. So soll für Menschen mit Behinderung eine transparente Übersicht über für sie geeignete Praxen auf den Weg gebracht werden.

 

Wo findet eine Rollstuhlfahrerin eine gynäkologische Praxis mit einem höhenverstellbaren Untersuchungsstuhl? Gibt es einen Orthopäden, der auf gehörlose Patienten eingestellt ist? In welcher Arztpraxis kann sich ein Patient mit Rollator problemlos bewegen? Die Kennzeichnung von Arztpraxen in Sachen Barrierefreiheit ist oft unvollständig, fehlerhaft und missverständlich. Begriffe wie „behindertengerecht“, „rollstuhlfreundlich“ oder „bedingt barrierefrei“ sagen nichts über die tatsächlichen Zugangsbedingungen aus und helfen den Patienten nicht, die für sie passende Praxis zu finden. Das möchte das Projekt „Barrierefreie Arztpraxen“ der Patienten-Initiative e.V. und der  Kontaktund Informationsstellen für Selbsthilfegruppen (KISS Hamburg) des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes ändern. Mit Finanzierung durch die AOK können die Projektbeteiligten somit eine Forderung umsetzen, die schon seit Jahren im Selbsthilfebereich, bei Patientenvertretern und Behindertenverbänden erhoben wird.

Grundlage des Projektes ist eine neu entwickelte Checkliste, die die unterschiedlichen Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigungen berücksichtigt. Dabei geht es zum Beispiel um die Maße einer Fahrstuhlkabine, die Regelung zur Mitnahme eines Blindenführhundes oder die kontrastreiche Beschilderung der Praxisräume. In den nächsten Monaten werden in mitwirkenden Arztpraxen alle relevanten Informationen erhoben, zum Beispiel indem Menschen mit Behinderung als geschulte Barriere-Scouts die Praxen besuchen. Ziel ist es, Patienten eine erste Übersicht über die Barrierefreiheit in Hamburger Arztpraxen zur Verfügung zu stellen und Ärzte für das Thema Barrierefreiheit zu sensibilisieren.

„Es geht dabei nicht um eine Bewertung der Praxen. Ein Arzt mit Stufen vor seiner Haustür kann für sehbehinderte Patienten gut ausgestattet oder mit Kenntnissen in Gebärdensprache eine wichtige Adresse für gehörlose Patienten sein. Wir wollen Vorhandenes sichtbar machen, damit die Suche leichter wird“, so Projektleiterin Kerstin  Hagemann, die selbst einen Rollstuhl nutzt.

Schirmherrin des Projektes ist Isabella Vértes-Schütter, die sich als Theaterintendantin und Ärztin für Inklusion stark macht. Das Ernst Deutsch Theater ist mit seinem Angebot TheaterPlus bereits mehrfach ausgezeichnet worden, zuletzt mit dem ‚Wegbereiter der Inklusion 2015‘ im Bereich Tourismus. „Ich unterstütze das Projekt der Patienten-Initiative, das ermöglicht, die Barrierefreiheit in Arztpraxen für alle wahrnehmbar zu machen. Aus meinen Erfahrungen im Kulturbereich weiß ich, wie sehr die Kulturinstitutionen und ihre Besucher von einer  entsprechenden Erhebung profitieren“, sagt VértesSchütter. „Wir sollten uns in Hamburg gemeinsam auf den Weg machen, um in allen Bereichen der Stadtgesellschaft einen Stadtplan der Barrierefreiheit zu erreichen.“

Auch die Stadt Hamburg begrüßt das neue Projekt. „Gesundheit geht uns alle etwas an. Der Besuch einer Arztpraxis muss also auch für Menschen mit Behinderung uneingeschränkt möglich sein. Daher ist es nicht hinnehmbar, dass sehr viele Menschen wegen mangelnder Barrierefreiheit ausgeschlossen werden.
Ich unterstütze deshalb dieses Projekt, durch das die Patienten-Initiative e.V. und KISS gemeinsam für mehr Aufklärung sorgen werden und appelliere an alle Arztpraxen, sich an der Erhebung zu beteiligen“, so Ingrid Körner, Senatskoordinatorin für die Gleichstellung behinderter Menschen in Hamburg.

Der Patienten-Initiative e.V. bietet seit mehr als 30 Jahren in Hamburg unabhängige Beratung und  Interessenvertretung für Patientinnen und Patienten und setzt sich mit ihren Projekten für die Qualitätsverbesserung im Gesundheitswesen ein.

KISS Hamburg informiert, berät und vermittelt seit über 30 Jahren interessierte Menschen an die rund 1.400 Selbsthilfegruppen in der Hansestadt und unterstützt die Gründung neuer Gruppen.

 

 

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Veröffentlicht am 03. März 2016 von Redaktion
Kategorien: Allgemein


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